Inkontinent oder Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden

Über Inkontinenz spricht kaum jemand, über Stuhlinkontinenz noch viel weniger. Dass Abhilfe und bessere Lebensqualität manchmal einfacher als gedacht in greifbarer Nähe ist, wissen viele nicht.

Wie funktioniert der Enddarm und der Schließmuskel?

Für die Stuhlspeicherung und Stuhlentleerung ist der Enddarm zuständig und befindet sich zwischen den Beckenknochen, umgeben von Fettgewebe und Muskulatur. Das Gebilde hat einen trichterförmigen Aufbau. Gesteuert wird die Entleerung durch den Mastdarm (Rektum) und den Schließmuskel, der wiederum aus 2 Muskeln besteht. Der innere Schließmuskel hält überwiegend den Stuhl zurück.

Er arbeitet, kontrahiert sich unbewusst. Er sorgt den ganzen Tag über für Dichtigkeit, ohne dass wir etwas davon merken. Der äußere Schließmuskel wird bewusst angespannt und entspannt, um die Stuhlentleerung in Gang zu setzen, zu unterbrechen oder zu beenden.

Wie unterstützen die Hämorrhoiden diesen Prozess?

Ihre Aufgabe ist die Feinkontinenz, heißt Abdichtung des Enddarmes gegen Flüssigkeit und Luft. Das tun sie in Form eines „Hämorrhoidalpolsters“, eines Dichtungsringes unter der Schleimhaut. Die Hämorrhoiden füllen sich mit Blut, um so den Darmausgang abzudichten und beim Toilettengang schwellen sie ab. Der Stuhl kann so entweichen.

Für eine perfekte Kontinenzkontrolle und steuerbare Entleerung, ist auch die Schleimhaut wichtig. Über Nervenbahnen gibt sie permanent Informationen über den Füllungszustand des Mastdarmes an das Gehirn weiter.

Aber was ist also Inkontinenz?

In diesem Fall „Stuhlinkontinenz“ ist die Unfähigkeit, die Stuhlentleerung bewusst zu kontrollieren.

Hier gibt es verschiedene Stufen:

  • Grad 1: Inkontinenz für Luft und Schleim
  • Grad 2: Inkontinenz für flüssigen Stuhl
  • Grad 3: Inkontinenz für festen Stuhl

Es gibt aber neben diesen Stufen auch Stuhlschmieren, was nicht in den genannten Graden unterzubringen wird, von vielen Patienten aber als Inkontinenz empfunden wird: Nach dem Stuhlgang schmiert es noch schleimig und bräunlich nach und die Unterhose bekommt einen schmutzigen „Bremsstreifen“. Man braucht sehr viel Toilettenpapier um den Po zu säubern und bald ist die Poritze schon wieder schmutzig…. Sehr unangenehm, eben undicht, ….inkontinent….

Diese nicht klassifizierbare „Inkontinenz“ liegt aber nicht am Schließmuskel, sondern an vergrößerten Hämorrhoiden, die – wie ein ausgeleierter Dichtungsring – nicht mehr richtig abdichten. Bei Stuhlschmieren handelt es sich also um eine Scheininkontinenz.

Viele Faktoren spielen bei der Entstehung der Inkontinenz eine Rolle. Zum Beispiel falsche Essgewohnheiten, Stuhlgewohnheiten, angeborene Bindegewebsschwäche und auch Nahrungsmittelintoleranzen etc. Auch die Lebenseinstellung kann Einfluss haben.

Warum also inkontinent?

Es gibt verschiedene Ursachen:

  • muskuläre Ursache:Eine Defekt des Schließmuskelapparats oder des Schließmuskels
  • Neurogene-sensorische Ursache:Der Schließmuskelapparat und Schließmuskel ist intakt. Hier ist die Ursache oft eine Schädigung der Nerven
  • Anatomische Ursache: z.B. durch Beckenbodensenkung. Dadurch kann die Gesamtstruktur den Halt nicht mehr gewährleisten.
  • Traumatische Ursache: z.B. Schließmuskelverletzung im Rahmen schwerer Entbindung
  • Seltene Ursache wie Überlaufinkontinenz:?Durch einen erhöhten Schließmuskeldruck wird der Stuhl nicht komplett entleert. Der Stuhlrest verbleibt im Mastdarm und dieser läuft über.
  • Ursache reduzierte Darmlänge:?Veränderung der Kapazität des Darms aufgrund einer Verkürzung z.B. Krebsoperationen
  • Vergrößerte Hämorrhoiden führen zu Scheininkontinenz (Sekret tritt aus und verursacht Stuhlschmieren, Vorfall von feuchter Analschleimhaut verursacht zusätzlich Feuchte und Undichtigkeitsgefühl) Dies ist eine häufige Ursache für die Vorstellung beim Arzt wegen angeblicher Stuhlinkontinenz.

Was kann man also tun?

Wichtig ist, herauszufinden ob eine „richtige“ Inkontinenz oder Scheininkontinenz vorliegt, durch eine Vorstellung beim Spezialisten.

Was macht der Proktologe?

Die Untersuchung des After und des umgebenden Gebietes ist natürlich die Basis, um eine Diagnose stellen zu können. Der Proktologe tastet mit den Finger die Hämorrhoiden ab und untersucht den Analkanal durch eine Spiegelung (Proktoskopie).

Das ist wichtig, um auch schwerwiegendere Enddarmerkrankungen auszuschliessen.

Diese Untersuchung dauert in der Regel nur ein paar Minuten und ist auch nicht schmerzhaft.

Um so entspannter der Patient ist, um so einfacher ist die Untersuchung. Das ist natürlich leicht gesagt. Manchmal kann man den Muskel aus diversen Gründen nicht entspannen. Dann ist die Untersuchung auch in einer leichten Narkose möglich.

Wie bei Hämorrhoiden geholfen wird, und das Prozedere funktioniert, haben wir hier beschrieben.